Rainer Fribolin
Lieder und Texte[email protected]

Das machsch du
CD 2024
9 Lieder in alemannischer Mundart

Songtexte
Das machsch du
Bei der Verschriftlichung von Mundarten gibt es verschiedene Möglichkeiten, aber keine verbindlichen Regeln. Die Songtexte hier sind in einer Schreibweise erfasst, die der Schriftsprache möglichst nahe kommt. Das erleichtert die Lesbarkeit und mit einiger Mühe und Gewöhnung kann man die Texte ohne schriftdeutsche Übersetzung weitgehend verstehen. Diese Schreibweise geht auf Kosten der lautlichen Genauigkeit. Es zeigt sich aber, dass auch die lautgetreue Verschriftlichung - sofern überhaupt möglich - für eine korrekte Aussprache nicht genügt. Diese findet sich im Vortrag der Lieder.


spotherbstlangsam wird s scho lisliger
langsam wird s scho chalt
hörsch nur no vom vogelsang
d krabbe dört am waldfrüeh scho stigt de nebel uf
e vorhang vor de sunne
langsam göhn mir heimeszue
chumm, mi schätzli, chummhinterm vorhang wird s jetz rot
lila un bal schwarz
sihsch das pergamentpapir:
de mond macht sich paratfrüeh scho stigt de nebel uf
e vorhang vor de sunne
langsam göhn mir heimeszue
chumm, mi schätzli, chummlegsch dann no e schittli druf
s füür, das wärmt so fein
wenn s dann knischdre, knaschdre duet
isch s so schön deheimfrüeh scho stigt de nebel uf
e vorhang vor de sunne
langsam göhn mir heimeszue
chumm, mi schätzli, chummtext: karin mörgelin
melodie: rainer fribolin
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das machsch dunie het d amsle heller gsunge
nie hän d blueme heller glacht
nie het d sunne mir je so warm ge
nie hän d stern so glänzt in de nachtdas machsch duhüt dank ich für jede morge
zobe für de wi un s brot
alli wunde hän sich gschlosse
un mi welt isch jetz im lotdas machsch duin dim blick find ich mi fride
in dim arm chumm ich zur rueh
nimm mi hand, mir göhn durchs lebe
nemme jede tag un dann no ein dezuedu un ich
ich un du
das machsch du
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hus am seeich han e hus am see
e schön groß hus am see
isch mir glich
isch mir so glich
ohni di, ohni di -
bin ich nüt richha silber, porzellan un kristall
ha silber, porzellan un kristall
mir egal
isch mir so egal
ohni di, ohni di -
schmeckt champagner numme schalich ha eigentlich alles, wo s git –
ich ha eigentlich alles, wo s git
ich gäbt s grad her
ich gäbt s grad her
schenk doch du mir di herz -
dann wär mins nümme so schwerich han e hus am see
e schön groß hus am see
isch mir glich
isch mir so glich
schenk doch du mir di herz -
mach du mi rich
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wind im chäferholzvatter, s isch zit, du weisch s, ich weiß
vatter, du weisch s, ich weiß
bal gohsch du witer uf dinere reis
witer uf dinere reisvatter, du losch mir vil mehr als e ring
mehr als e goldige ring
du klingsch in mir, wenn ich lach, wenn ich sing
wenn ich lach, wenn ich singvatter, wenn ich di dann widerfind
dann, wenn ich di widerfind
blibt ünsri liebi in ünsere chind
d liebi lebt in de chindmir zwoi aber sause frech un stolz
als wildi wind durch s chäferholz
mitenander, frei un stolz
durch d rebe am chäferholzvatter, s isch zit, du weisch s, ich weiß
vatter, du weisch s, ich weiß
bal gohsch du witer uf dinere reis
witer uf dinere reisirgendwenn aber sause mir stolz
als wildi wind durch s chäferholz
mitenander, frei un stolz
durch d rebe am chäferholz
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heimwegich bi furt un furt un witer furt, in schwere schueh
kei worum, kei woher, kei wodure, kei wohi
un won i hänge blibe bi, bin ich halt blibe
ha s gno wie s cho isch, glaubt, das muess so sijohr um johr isch d zit verstriche
so vil tag un nächt, so vil stunde
mir immer müeh ge un immer mehr ge
numme mi han ich nüt gfunde
numme mi han ich nüt gfundeerscht jetz, erscht jetz, mit dir an minere site
wird s hell un klar un wit in mim chopf
find ich langsam, langsam zue mir selber
ich glückliche, ich arme tropfjohr um johr isch d zit verstriche
so vil tag un nächt, so vil stunde
mit dir chan ich jetz bi mir acho
ich ha de heimweg gfunde
ich ha de heimweg gfunde
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gnueg isch gnueg, z vil isch z vilde Juli het nie lebtig gmacht, scho nüt, won er
im früehlig 85 im mim dorf uf d welt cho isch
e chleine hof, noch bi de rebe, e chueh, e sau,
paar hüehner, dinne fünf lüt um de chuchitisch
er isch e schmale wurf gsi, bruni hoor, bruni auge,
ruhig un wach un zäch un mit vil chraft
nie vil gschpilt, nie vil verzellt, vil lieber
het er uf em feld oder bi de tier mitgschafftmit 18 isch s ihm dann doch z eng vorcho
un er het ihne gseit, es sei jetz zit, er müess jetz goh
d bahn het e rangierwerk baut vor basel un so männer
wie de Juli hän sie gsuecht un sofort gno
am afang hän ihm d tier gfehlt, aber gleisbau brucht
e klare chopf, bim schaffe het er drum nüt groß dra denkt
zobe müed in de chuchi gsesse, suppe gesse, brot,
zwoi schorli un zwoi parisiennes, das het ihm glängtgnueg isch gnueg, z vil isch z vilscho in de chinderschuel het d Elis träumt,
wenn mir mol groß sin, ghört de Juli villicht mi
de Juli het vo alle ihre bal am beste gfalle,
ruhig, weng schüch, kei blöffer un kei laferi
au er het immer an sie denkt un won er nach e paar johr
e wenig öbbis gspart gha het
het s am e sunntig glüttet bin 're, er isch s gsi
- rasiert un blueme - un het gfrogt, ob sie ihn wettsie hän e hüsli gmietet in de lettegass, drei zimmer, chuchi,
schopf un garte hintedra
d Elis isch go choche z Basel bim professer Wackernagel,
het e guete lohn dört gha
so isch alles ganz guet glofe, un bal emol
isch zerscht e bueb un dann e meidli cho
un wo de Elis ihre vatter ab em dach gheit isch,
hän sie d mueter au no zue sich gnognueg isch gnueg, z vil isch z vilam sunntig sin die zwoi gern nach em esse zämme
in de chuchi oder hinte use ghockt
hän gschwätzt, was z schwätze gsi isch, er het
- meistens - antwort ge un d Elis het meistens gfrogt
sie het so gern gstrickt un er het so gern uhre gflickt
- tick, tack, klick, klack -, bis zum znacht
de bueb isch uf em bolzplatz gsi un s meidli het
mit ihrem grosi gspielt oder waie gmachtun am e schöne tag do stoht de Juli in de chuchi un sait:
Elis, jetz muesch luege, lueg mol do!
het e handorgle uspackt un uf de tisch gleit,
d lüt sin witerzoge, hän das ding am wöschbach lige lo
nass un dreckig un verchratzt, balg verrisse,
chnöpf hän gfehlt, aber drunter eineweg no schön
de Elis het sie richtig grust, de Juli het nur brummt,
wirsch seh, die macht bal wieder schöni tönwuchelang het er dra putzt un gschrubt un gfeilt
un gstimmt, riss verspachtlet, s holz tief schwarz lackirt
neue rote balg, goldstoff, messing, neui perlmuttchnöpf
un zletscht die schönheit ganz uf glanz polirt
e nochber, wo guet gspilt het, het mit ihm si erste
walzer zimlich langsam, zimlich müehsam istudirt
un am geburtstag vo de Elis het er s erscht mol vorgspilt,
gstrahlt vor freud un d lüt hän applaudirtgnueg isch gnueg, z vil isch z vilso isch das gsi, s isch guet gsi so wie s gsi isch,
un so hätti s villicht lang no chönne witergoh
de kaiser aber, d kirch un s vaterland hän grüeft
un so wie alli het de Juli halt si gwehr au gno,
isch mitmarschirt nach weste, het dört gschosse, gstoche,
gschwitzt un gfrore, angst gha, durst un hunger glitte
un im oktober 18 het e splitter ihm si dünne lebensfade
lässig abenander gschnittenüt umesuscht isch er doch gstorbe, e große tod,
e heldetod, het de pfarrer gsait am grab in sin're red
d Elis het s mit kirch un kaiser nüt so gha, het denkt, mag si,
für mi wär s größt halt, liebe Gott!, wenn er no lebe det
si name stoht no hüt mit allne andre in granit
links vor de kirch in som e übergroße stei
d Elis isch dann heim im schwarze chleid, het d träne tröchnet
un wie vorher scho halt witergschafft älleis lebe isch doch witergange, d Elis het doch witer
müesse luege, wo sie un d chinder blibe
so isch s vor hundert johr gsi un lang vorher scho
un norher no - un hüt sin mir s, wo s grad so witertribe
wenn das mol ufhört, wenn mir überhaupt
emol ufhöre mit dem schieße, girig, ufghetzt, blind
das weiß kei alte, weiß kei chind - un villicht,
jo wohrschinlich, weiß d antwort nüt emol de windgnueg isch gnueg, z vil isch z vil
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s lebe domag si, mir sin scho gsi, bevor mir cho sin
mag si, mir sin no, wenn mir wieder göhn
Niemer het je brichtet drüber, nüt losst sich bewise
s git die, wo gern dra glaube, un s git die, wo s lieber lönich sag nüt "sicher!", un ich sag nüt "sicher nüt!"
ich seh s jo no früeh gnueg, ob do no öbbis goht
ich hoff jetz au nüt fest druf, un mehr angst han ich vor mensche
ich weiß numme, hüt bin ich do, un morn villicht scho totchönnt si, chönnt si, so wie die sach jetz lit
s lebe do, s lebe do isch ünsri besti zitaber mängmol denk ich halt doch dra un stell s mir dann so vor
ich irgendwo wit obe, unter mir dreiht munter d welt
d mensche schaffe, liebe, lebe, jede tag für alli zit
ich lueg zue, dreih numme d dume, ewig lang im himmelszeltich hör dann au grad wider uf un gang go öbbis schaffe
am beste goht s mir immer, wenn ich öbbis mach
egal ob mit em bleistift oder mit de rebscher
ich spekulir nüt wild im kreis, bi ruhig un zfride bi de sachchönnt si, chönnt si, so wie die sach jetz lit
s lebe do, s lebe do isch ünsri besti zitun irgend am e tag gang ich halt furt - guet oder schad
dann weiß ich alles oder gar nüt meh
bis dann isch jede tag mi tag, wo einzig isch un nümme chunnt:
füeß uf de bode, ärmel zruck, do si, froh si, ge un nehchönnt si, chönnt si, so wie die sach jetz lit
s lebe do, s lebe do isch ünsri besti zit
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ciaociao, du liebe fründ du, ciao
du bisch gange - mir hocke do
winke dir noch un trinke dir zue
un froge üns, wie soll s jetz witergohwien e stern hesch du üns licht brocht
ernscht un heiter sin mir gsi
gott un d welt hän mir verhandlet
bim e guete znacht, bim e ehrliche wiwenn mir grüeft hän, bisch du do gsi
hesch gwicht vo ünsre schultere gno
d welt isch ärmer, d welt isch chälter
wieso hesch du jetz scho müesse goh?mir hän no so viel zämme vorgha
mir hätte doch jetz endlich zit
die schönste plän, die hellste fürwerk
fertig träumt, s chunnt nie so witob mir üns widersehn, wer weiß das
mir blibe vorerscht no e weng do
wenn mir dann au göhn, was gäb s schöners
mir chönnte näume wider zämmechociao, du liebe fründ du, ciao
du bisch gange - mir sitze do
winke dir noch und trinke dir zue un
froge üns, wie soll s jetz witergoh
ohni di, wie soll s bloß witergoh
wüsse scho, s muess witergoh
hocke do - wie soll s jetz witergoh
witergoh
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endlichendlich han ich di herz gwunne
endlich bisch du zue mir cho
endlich teile tisch un bett mir
nie meh sollsch du goh
nie meh sollsch du gohlang scho wohnsch du in mim herz
lang scho träum ich nur vo dir
lang scho klar, dass ich zue dir ghör
jetz ghörsch du au zue mir
jetz ghörsch du au zue mirlang no wott ich di in arm neh
lang no mit dir d welt verstoh
lang no wott ich für di do si
hundert jöhrli no
hundert oder soendlich han ich di herz gwunne
endlich bisch du zue mir cho
endlich teile tisch un bett mir
nie meh sollsch du goh
nie meh sollsch du goh
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BiographieIch wurde 1956 in Lörrach geboren. Meine Kindheit und Jugend verbrachte ich im südbadischen Dorf Haltingen, heute ein Ortsteil von Weil am Rhein. Vier Jahre Grundschule, neun Jahre Kant-Gymnasium Weil am Rhein. Ab 1975 studierte ich Germanistik und Romanistik an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg im Breisgau. Nach dem Staatsexamen zog ich nach Zürich zu meiner damaligen Frau. An der Universität Zürich promovierte ich in Germanistik bei Peter von Matt und absolvierte die Ausbildung zum Gymnasiallehrer. Danach arbeitete ich als Lehrer in Zürich und sehr lange in Zug und wurde Vater von Alicia und Maurice. Seit 2019 lebe ich mit meiner zweiten Frau in Wollbach-Egisholz im Kandertal.
